Am 8. April 2024 begaben sich 77 Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Wiedtal-Gymnasiums zusammen mit sieben Lehrkräften auf den weiten Weg ins Vereinigte Königreich, das bekanntermaßen seit 2020 nicht mehr Teil der Europäischen Union ist. War die besondere Zahl vielleicht bereits ein Omen, dass die Reise ein wenig anders verlaufen sollte, als geplant? Wer weiß es.
Jedenfalls durften die Reisenden auf der Hinfahrt hautnah miterleben, was das Wort „Brexit“ für uns „Continentals“ nun bedeuten kann, nämlich eine Wartezeit von fast sieben Stunden, bis die Grenzkontrollen endlich passiert waren und unsere Fähre Richtung Dover in See stechen konnte. Dabei zeigten die englandbegeisterten WTGler – ganz im Geiste ihres Gastlandes – jedoch stoische Gelassenheit und die berühmte „stiff upper lip“ – ja, der lange Aufenthalt in Calais wurde von einigen sogar produktiv genutzt, um neue Kontakte zu knüpfen.
Trotz etwas kurzer Nachtruhe – drei bis vier Stunden – erkundete die ganze Truppe am folgenden Tag zunächst (außerplanmäßig) mit Hilfe einer kleinen Stadtrallye ihren Aufenthaltsort, das malerisch an der Küste gelegene Herne Bay, und machte sich danach unverdrossen per British Rail auf den Weg nach London. Dort wurden sie von ihren Lehrerinnen und Lehrern auf vielfach erprobter Route vom Buckingham Palace, durch den St. James᾿ Park und vorbei am Glockentum des Westminster Palace mit der berühmten Glocke Big Ben, entlang der Themse in Richtung Tower Bridge geführt, so dass sie fast alle der berühmtesten Sehenswürdigkeiten zum Teil aus nächster Nähe, zum Teil aus der Ferne bewundern konnten. Das Wetter zeigte sich britisch – a bit rainy and windy with some sunny spells –, aber selbst davon ließ sich niemand ernsthaft verdrießen.
Am dritten Tag standen Kultur und Wissenschaft auf dem Programm. Wahlweise konnten das British Museum, das Kunstschätze und Objekte aus den entlegensten Teilen des früheren britischen Weltreichs beherbergt, die Tate Modern, Museum der modernen Kunst, sowie eines der größten naturgeschichtlichen Museen der Welt, das Natural History Museum im Stadtteil Kensington besucht werden. Anschließend durften die Schülerinnen und Schüler auf eigene Faust weitere Highlights der britischen Hauptstadt erkunden.
Nach zwei Tagen in der hektischen Metropole war es an der Zeit, die beschauliche Seite Englands kennenzulernen, und zwar in Gestalt der kleinen Stadt Canterbury, die auf eine rund zweitausendjährige Geschichte zurückblicken kann und mit ihrer gewaltigen Kathedrale aus der Zeit der Romanik und Gotik das Zentrum der anglikanischen Staatskirche bildet. Trotz schwerer Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg ist der mittelalterliche Charakter des Stadtkerns erhalten geblieben. Das Stadtbild ist zudem geprägt von zwei berühmten englischen Dichtern, Geoffrey Chaucer, dem Verfasser der mittelalterlichen Canterbury Tales, und dem Dramatiker Christopher Marlowe, einem Zeitgenossen Shakespeares. Von Canterbury aus ging es weiter nach Broadstairs, einem kleinen Küstenort, wo man – außer der guten Seeluft und dem Blick auf’s Meer – natürlich auch das britische Nationalgericht Fish ᾿n Chips genießen konnte. Für die Filmfreunde endete der Tag mit einem Besuch im Kino von Herne Bay: Kung-Fu-Panda 3, natürlich in englischer Sprache.
Am 12. April stand leider schon wieder die Heimreise auf dem Programm. Bei sonnigem Wetter zeigten sich die legendären Klippen von Dover den Abreisenden in ihrer ganzen Pracht und Schönheit; auch verlief die weitere Fahrt diesmal ohne Zwischenfälle oder Verzögerung. - Doch wie hat es den WTGlern in England gefallen?
Hierzu einige Rückmeldungen aus der Klasse 9a: „Kurze Zeit – viele Erinnerungen“ – „Es war eine coole neue Erfahrung.“ – „Unerwartet, aber lustig.“ – „Englisches Wetter enttäuscht nie. Es ist nie, wie es sein soll.“ – „Zeit verging zu schnell“ – „Hat Spaß gemacht, aber niemals die U-Bahn-Treppen in Covent Garden nehmen! Bitte ernst nehmen!!!“ – „wäre noch länger geblieben“ und (wow!) „Habe kurze Zeit darüber nachgedacht, dorthin zu ziehen.“
Die Feedbacks der 9b fallen ebenso überwiegend positiv aus. Besonders gut gefallen haben London, Broadstairs, Canterbury, die Busfahrt, Shopping, U-Bahn fahren, Museum, Sightseeing … Doof fanden sie aber u. A. das Warten am Hafen und die späte Ankunft. Gelernt haben sie: Englisch sprechen, Vokabeln, U-Bahn fahren, ein besseres Selbstbewusstsein, dass Engländer nett sind, … Sie haben in der Gastfamilie, mit Verkäufern, (den netten) Engländern und anderen Schülern Englisch gesprochen. Viele haben vorgeschlagen, die Tage zu verlängern (was wir einfach als Kompliment verbuchen), den Transfer Bus/Fähre zu optimieren (wenn das bloß in unserer Hand läge!), …
Auf der Liste der guten Erinnerungen stehen bei der 9c der Strand, Canterbury, die informativen Touren in London, speziell Big Ben und der Buckingham Palace.
„Die Englandfahrt war ein pures Erlebnis. Wir sahen die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Londons und durften London auf eigene Faust erkunden. Toll war es auch, so ein großes ‚subway system‘ kennen zu lernen. Die Fahrten waren sehr lang, aber trotzdem sehr amüsant“, schreibt Ben. Emily freut sich, dass sie die „kleinen Schwierigkeiten“ alle überwinden konnten und dass „uns Schülern genug Vertrauen entgegengebracht wurde: Wir hatten insgesamt viel Freizeit, die wir eigenständig nutzen konnten. Das Leben bei einer englischen Gastfamilie hat das ganze Erlebnis erst abgerundet und sehr empfehlenswert gemacht!“
Ende gut, alles gut! Trotz des etwas abenteuerlichen und spannenden Beginns – der genaue Grund blieb ein Geheimnis – hat die diesjährige Englandfahrt wohl allen Mitreisenden gefallen – und das ist für uns Lehrkräfte ja das A und O!
Mit von der Partie waren: Klaus Denig, Astrid Krüger, Michael Poloczek, Daniela Riemann, Annika Schumacher, Waltraud Strickhausen und Nicole Tiemann. Für die Organisation danken wir Christina Meffert, den sehr hilfsbereiten englischen Betreuerinnen Kathy und Natalie sowie unseren absolut coolen Busfahrern, Stefan und Willi.