Bambi-Preisträger Dr. Willie Smits zu Gast am WTG

Wir sind sehr stolz und sehr dankbar, dass Dr. Willie Smits am 02. März 2022 bei uns im Wiedtal-Gymnasium war, um vor etwa 100 besonders engagierten Schüler/Innen einen Vortrag über seine Arbeiten in Indonesien zu halten.

Ermöglicht haben diesen Vortrag Klaus und Benni Over, unsere Schulpartner, die nicht sehr weit von unserer Schule entfernt wohnen und mit denen wir jetzt eng zusammen arbeiten. Bei ihnen war Dr. Willie Smits während seiner Europareise zu Besuch. Viele Universitäten, Naturschutzvereine u.v.m. warten monate-, jahrelang oder gar vergeblich auf einen Vortrag vor Dr. Smits, und bei uns am WTG war er schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren!

Benni setzt sich trotz seiner schweren Dychenne-Muskeldystrophie-Erkrankung unglaublich mit seiner Familie für den Orang-Utan- und Regenwald-Schutz ein. Seitdem sie in 2018 einen Vortrag über Orang-Utans, Regenwald und Palmöl-Plantagen an unserer Schule gehalten haben, wird die Zusammenarbeit mit Benni und seinem Vater Klaus stetig ausgebaut. Benni hat Dr. Willie Smits trotz seiner erheblichen Einschränkungen in Indonesien besucht - seitdem sind die beiden enge Freunde.

Das WTG sammelt seit drei Jahren sehr erfolgreich und vielfältig Spenden für Dr. Smits´ Wiederaufforstungsprojekte in Indonesien.

Einblick in den Vortrag von Dr. Willie Smits

Die tropischen Regenwälder sind ein sehr wichtiges und sehr bedrohtes Ökosystem: Sie sind die grüne Lunge der Erde, die sehr viel Sauerstoff produzieren. Ihnen kommt als CO2-Senke und durch ihre unvorstellbare Artenvielfalt eine Schlüsselrolle bei der Verhinderung einer Klimakatastrophe zu. Im Gegensatz zu unseren Wäldern haben die tropischen Regenwälder ganzjährig beste Bedingungen, um Fostosynthese zu betreiben und keine Vegetationspause von einem halben Jahr, wie bei unseren Wäldern, wo wenig oder keine Fotosynthese möglich ist. Auch sind die Regenwälder viel höher und viel dichter, so dass in ihnen noch einmal mehr Fotosynthese möglich ist. 

In Indonesien sind die Orang-Utans vom Aussterben bedroht wegen der sich immer weiter ausbreitenden Palmöl-Plantagen, die Unmengen an Düngemittel verschlingen und nur mit tonnenweisem Einsatz von Pestiziden überleben können. Diese Pestizide vergiften Böden, Grundwasser und die indigenen Dajaks. Und wir wissen dass die Orang-Utans sehr wichtig sind für das Ökosystem Regenwald in Indonesien, da manche Baumsamen nur keimen, wenn Orang-Utans ihre Früchte gefressen haben. Ohne Orang-Utans gibt es diese Bäume nicht mehr - und wenn es diese Bäume nicht mehr gibt, werden etliche andere Arten aussterben, die direkt oder indirekt von diesem Baum abhängen.

Im SWR gab es einen sehr eindrucksvollen Dokumentationsfilm von Frank Elstner über Dr. Willie Smits und seine Arbeit über Orang-Utans, die im Februar wiederholt wurde: "Elstners Reisen: Die Retter der Orang-Utans" - wir haben den Film geschaut, er ist auch in der Mediathek verfügbar (https://www.ardmediathek.de/video/elstners-reisen/die-retter-der-orang-utans/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExODkxMzc). Wir fanden den Film über die Arbeit mit Orang-Utans mega-beeindruckend!!! Absolut empfehlenswert!


Alte ausgediente Palmölplantagen hinterlassen karges, ökologisch wertloses und erosiosanfälliges Grasland. In Indonesien mussten fast alle ursprünglichen Regenwälder Palmölplantagen weichen, in Südamerika sind es die unvorstellbar großen Soja-Felder von Bayer-Montsanto, dem die artenreichen Regenwälder weichen mussten. Aktuell leidet Südamerika unter einer beispiellosen Hitze- und Dürreperiode, die auch darauf zurückzuführen ist, dass die Regenwälder fehlen und nun zu wenige Pflanzen wachsen, so dass nicht mehr genug Wasserdampf ausgeschwitzt werden kann für die täglichen Regenfälle. Und die einst größte CO2-Senke der Welt ist durch die vielen Brandrodungen aktuell zu einem CO2-Produzenten geworden, der die Klimakatastrophe noch weiter voran treibt! Forscher warten nur darauf, dass der Regenwald in Südamerika zur Savanne verkommt, weil der Kipppunkt bald erreicht ist, weil der einst flächendeckende Regenwald durch Brandrodungen schon zu viele Löcher bekommen hat!

In der Woche, nachdem der Ukraine-Krieg ausbrach, wurde der neueste Weltklimabericht veröffentlicht, der leider in den Medien wegen des abscheulichen und völlig unnötigen, menschenverachtenden Krieges kaum Beachtung fand - obwohl er es mehr als verdient hätte: Das Zeitfenster, in dem wir noch etwas gegen die drohende Klimakatastrophe tun können, schließt sich bald. Statt endlich unsere gesamte Energie weltweit darauf zu bündeln, dass wir die drohende Klimakatastrophe verhindern, indem wir weniger CO2 und Methan ausstoßen, indem weniger Regenwald brandgerodetund stattdessen mehr aufgeforstet wird, wird in der Ukraine ein Land zerbombt, dass ein mindestens genauso wichtiges Thema - die drohende Klimakatastrophe - schon wieder vernachlässigt wird.

Das Projekt „Bennis Wald“ – ein Vorzeigeprojekt: Wiederaufforstung der Zukunft

"Bennis Wald" ist ein absolut einmaliges und geniales Projekt: Dr. Willie Smits, niederländischer promovierter Agrarforstwirt, forstet auf Borneo ökologisch wertloses Grasland einer ausgedienten Palmöl-Plantage auf. Er pflanzt dabei über 117 verschiedene Baumarten in einem sehr ausgeklügelten System an:  
Zuerst wird der Boden mit Hilfe spezieller Drohnen auf seine Beschaffenheit analysiert. Entwässerungsgräben werden gezogen, die mathematisch berechnet sind, damit das Wasser bei Regengüssen so abfließen kann, dass möglichst wenig Boden mitgerissen wird. Das Gebiet liegt an einem Hang an der Meeresküste, der Regen spült die pestizidverseuchten Niederschläge in das Meer: Ein Korallenriff, das in diesem Küstenbereich liegt, drohte durch die Erosion zu verschlammen

Das Projekt zur Wiederaufforstung und Erhaltung von Temboan liegt in den Dorfgebieten von Temboan und Rumbia. Die rot umrandete Fläche ist die Grenze und umfasst 336 Hektar. Die gelb / rote Fläche zeigt die Ausdehnung der stark degradierten Wiesen innerhalb der Grenzen des Projektgebietes. Diese umfasst 116 Hektar, die im Rahmen des vorgeschlagenen CO2-Ausgleichssystems aufgeforstet werden sollen.

Quelle: https://www.lebensraum-regenwald.de/projekte/masarang-foundation-willie-smits-sulawesi/bennis-wald/

Auf sandigen Bereichen werden Bäume gepflanzt, die sandigen Boden brauchen, auf Lehmboden lehmliebende Bäume usw. Es wird auch darauf geschaut, dass nebeneinander Pflanzen wachsen, die gut zusammen wachsen können.

Der Boden der alten Palmöl-Plantage in Bennis Wald ist sehr ausgelaugt, und die Pestizide haben fast alle Mikroorganismen im Boden zerstört. In Bennis Wald werden zuerst schnell wachsende Pionierpflanzen gepflanzt, in deren Schatten andere Folgepflanzen wachsen können. Die Pionier- und ersten Pflanzen reichern außerdem den Boden mit N2-bindenden Bakterien (Rhizobium) an, die den Boden und damit die Pflanzen auf natürliche Weise mit düngenden Stickstoffverbindungen anreichern. Danach werden andere Bäume gepflanzt, die den Boden zusätzlich noch mit Mykorrhiza-Pilzen anreichern: Die Pilze gehen eine Symbiose mit den Pflanzenwurzeln ein, vergrößern ihre Oberfläche enorm und helfen den Wurzeln, mehr Wasser und mehr Mineralien aufzunehmen. Die Pilze erhalten im Gegenzug Glucose von der Pflanze - als chlorophylllose Wesen können sie selbst keine Glucose herstellen.

Auch eine Fruchtfolge wird in Bennis Wald eingehalten - nacheinander werden Bäume gepflanzt, die unterschiedliche Ansprüche an den Boden haben und ihn nicht in gleicher Art und Weise auslaugen.

Durch das Anreichern der ausgelaugten Böden in Bennis Wald mit stickstoffliefernden Bakterien und Mykorrhiza, durch Einhalten einer Fruchtfolge und durch Achten auf "gute Pflanzennachbarschaft" mit Pflanzen, die sich vertragen, kommt der Wald ganz ohne den Einsatz von Düngemitteln aus! Die Vorteile sind enorm: Kosten werden gespart, das Klima wird geschont, da Herstellung und Transport von Düngemitteln energieaufwändig sind und Düngemittel werden knapp. Durch den Krieg in der Ukraine wird deutlich, wie abhängig z.B. Brasilien von Düngemitteln aus Russland sind: Der Präsident Bolsonaro konnte sich nicht klar gegen Putin positionieren, weil er abhängig von dessen Düngemittelimporten für seine Soja-Plantagen ist - Regenwald kommt ohne Dünger aus!

Auch die Artenvielfalt in Bennis Wald bringt viele Vorteile mit sich: 

1. Die in ihrem Lebensraum bedrohten indigenen Dajaks, die immer neuen immer größeren Palmölplantagen weichen mussten, bekommen fast alles durch die Pflanzen in Bennis Wald, was sie zum Leben brauchen:

  • Holz zum Bauen von Häusern, Möbeln und als Brennstoff,
  • Fasern zum Flechten von Seilen, für Möbel, Kleidung u.v.m.,
  • Medizinpflanzen,
  • Färbepflanzen,
  • Pflanzen, die sie mit Nahrung, Zucker usw. versorgen
  • Genussmittel wie Kaffee, Kakao, Tee etc.

Außerdem können die Dajaks so viel von den Bäumen ernten, dass sie noch viele Produkte verkaufen können und somit ihren Lebensunterhalt verdienen können. Teures patentiertes Saatgut, Pestizide und Düngemittel müssen sie nicht kaufen. Zudem werden sie in Dr. Willie Smits´ Projekt fair bezahlt - was auch wieder zu unserer Schule passt, denn wir sind zu Beginn dieses Schuljahres zur Fairtrade Schule zertifiziert worden! Ein Produkt der Dajaks, den Arenga Palmzucker, kann man über die homepage von "Lebensraum Regenwald e.V." (der Verein, über den die Spenden für Bennis Wald (s.u.) abgerechnet werden) bestellen.

(https://www.lebensraum-regenwald.de/produkt/palmzucker-250-gr-test/).

Die Vertreiber des Arenga-Palmzuckers haben schon versucht, ihren Zucker fairtrade zertifizieren zu lassen, das kostete aber anscheinend zu viel Geld, was diese kleine Firma, amigos international aus den Niederlanden, nicht aufbringen kann. 

2. Wie oben schon erwähnt, dadurch dass in einer artenreichen Mischkultur und nicht in einer Monokultur angebaut wird, erübrigt sich der Einsatz von Pestiziden und Düngemittel.

Bennis wiederaufgeforsteter Nutzmischwald liefert nicht nur den indigenen Dajaks eine gesunde Lebensgrundlage und Einnahmequelle, sondern bietet auch den Orang-Utans und allen anderen Regenwaldtieren neuen Lebensraum. Da immer mehr Primärwald Palmölplantagen und Reisanbauflächen weichen muss, haben die Orang-Utans immer weniger Lebensraum - in einer Palmöl-Plantage können Orang-Utans nicht leben.

Ganz von alleine verbesserte sich durch die Aufforstungsarbeiten in Bennis Wald der Zustand des im Meer vorgelagerten Korallenriffs erheblich!

Dr. Willie Smits entdeckte auch eine ganz alte nachhaltige Art der Düngung wieder: mit "biochar". Schon auf Ackerflächen der alten Inkas und anderer alter Kulturen fand man heraus, dass diese Flächen heute noch übermäßig fruchtbar sind. Im Boden dieser Flächen fand man Kohle-ähnliche Stoffe: biochar. Biochar ist ein nachhaltiger Dünger, der durch Erhitzen von Pfanzenmaterial / Holz auf 450 °C unter Luftabschluss (ähnlich wie beim Köhlern) gewonnen wird. Dabei wird ein schwarzer Stoff ähnlich Kohle, aber auch flüssige Stoffe werden gewonnen. Diese Kohle wird in den Boden vergraben und hält den Boden viele Jahrzehnte / Jahrhunderte sehr fruchtbar. Sehr gut für das Klima ist dabei, dass der Kohlenstoff, der der Atmosphäre durch die Pflanzen als Treibhausgas CO2 entzogen wurde, sehr lange in der Erde als Kohle gespeichert wird, und nicht wieder als CO2 freigesetzt wird. Zudem handelt es sich um einen sehr langfristigen, nachhaltigen Dünger.

Dr. Willie Smits ist sehr bekannt, sehr berühmt und mehrfach ausgezeichnet - für seine zukunftsweisenden Arbeiten wurde er 2019 mit dem Bambi in der Kategorie "Unsere Erde" ausgezeichnet! Er hält Vorträge an Universitäten und wäre sogar fast von Al Gore, dem ehemaligen US-Vizepräsident und berühmten Klimaschützer, finanziert worden, wenn sein Projekt nicht im unsicheren Indonesien beheimatet wäre und er nicht alleine dafür verantwortlich wäre. Vielleicht gelingt es ihm jetzt, nachdem das Projekt "Bennis Wald" einige Jahre so erfolgreich gestartet ist, ihn und andere Institute zu überzeugen, in weitere Finanzierungen einzusteigen.

Geplant ist, dass man in Kürze über einen link zu jeder Zeit von überall aus der Welt einen live-Blick in Bennis Wald via monitoring werfen kann - wir hoffen, dass Dr. Willie Smits das bald umsetzen kann!